carlos ghosn japan tv KAZUHIRO NOGI/AFP/Getty Images

Verhaftungen und Diplomatie

CANBERRA – Am 19. November wurde Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender und früherer CEO von Nissan, auf dem Tokioter Haneda-Flughafen unter dem Verdacht festgenommen, sein Einkommen zu niedrig angegeben und Unternehmensgelder für persönliche Zwecke missbraucht zu haben. Er sitzt noch immer in Untersuchungshaft. Keine zwei Wochen später wurde Meng Wanzhou, Finanzvorstand von Huawei und Tochter des Unternehmensgründers, aufgrund von US-Vorwürfen, dass Huawei gegen US-Sanktionen gegen den Iran verstoßen habe, bei einem Zwischenstopp auf dem Flughafen von Vancouver verhaftet. Sie ist nun auf Kaution frei und wartet auf eine Auslieferungsanhörung.

Technisch gesehen haben diese beiden Fälle nichts miteinander zu tun. Doch unterstreichen beide eine wichtige Tatsache: In einer globalisierten Welt können nationale Rechtsverfahren bedeutende internationale Auswirkungen haben.

Die Festnahme Ghosns stellte Japans Rechtssystem vor das Gericht der öffentlichen Meinung. Tatsächlich fehlt es Japan an vielen der Elemente rechtsstaatlicher Verfahren, wie man sie in der angloamerikanischen Rechtsprechung findet, etwa dem Recht, während einer Befragung einen Anwalt dabei zu haben. Laut Makato Endo, einem der führenden Strafverteidiger Japans, operiert das Strafjustizsystem des Landes nach der Prämisse „schuldig bis zum Beweis der Schuld“.

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