Angela Merkel speaks at the beginning of the first working session of the G20 Nations Summit Thomas Lohnes/Getty Images

Europa zwischen Trump und Xi

PARIS – Die jüngste Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) im Dezember in Buenos Aires geriet zum Fiasko. Trotz eingeschränkter Agenda schafften es die Teilnehmer nicht, sich auf eine gemeinsame Erklärung zu einigen. Darüber waren allerdings nicht alle enttäuscht: China hüllte sich in diplomatisches Schweigen, während die Vereinigten Staaten das Scheitern der Konferenz offenbar begrüßten. Das sind schlechte Nachrichten für Europa, das seiner Unzufriedenheit praktisch allein Ausdruck verlieh. 

Es wird häufig darauf hingewiesen, dass die Europäische Union angesichts des bornierten Protektionismus von US-Präsident Donald Trump die Gelegenheit hätte, eine umfassendere internationale Führungsrolle zu spielen und gleichzeitig ihre eigene Position im Welthandel zu stärken. Das jüngst unterzeichnete Freihandelsabkommen mit Japan verleiht der EU im Bereich Landwirtschaft einen klaren Vorteil gegenüber den USA und die Stärkung der Handelsbeziehungen mit Mexiko könnte ähnliche Auswirkungen haben, da die Vereinigten Staaten das Nordamerikanische Freihandelsabkommen neu verhandeln.

Von mancher Seite kommt auch der Vorschlag, Europa solle sich zur weiteren Stärkung seiner Position mit China zusammenschließen, das trotz seiner Zurückhaltung bei der WTO-Konferenz in letzter Zeit versuchte, sich als Vorreiter des Multilateralismus zu positionieren. Eine chinesisch-europäische Partnerschaft könnte eine überaus starke Kraft darstellen und den negativen Einfluss Amerikas auf den Welthandel und die internationale Zusammenarbeit ausgleichen.  

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