LONDON – Während der US-Dollar fast täglich ein neues 12-Jahres-Hoch erreicht, scheint der Euro unaufhaltsam unter Parität abzurutschen. Währungsschwankungen werden oft als unvorhersehbarste aller finanziellen Variablen beschrieben; ausnahmsweise scheint es jedoch eine recht einleuchtende Erklärung für die jüngsten Ereignisse an den Devisenmärkten zu geben – eine, der fast alle Ökonomen und politischen Entscheidungsträger beipflichten und die sie akzeptieren.
So hat etwa der französische Präsident François Hollande den Sturzflug des Euro freudig begrüßt: „Es macht Dinge schön und einfach: Ein Euro entspricht einem Dollar“, so Hollande beim Besuch eines Industrieunternehmens. Doch gerade, wenn Dinge „schön und einfach“ scheinen, sollten Investoren die gängige Meinung in Frage stellen. Es ist sicherlich die populärste Wette des Jahres 2015, auf einen starken Dollar und einen schwachen Euro zu setzen. Besteht demnach eine Chance, dass die Wechselkursentwicklung möglicherweise bereits überschießende Reaktionen (overshooting) zeigt?
In gewisser Hinsicht ist die gängige Erklärung für die Euro-Dollar-Kursbewegungen der jüngsten Zeit sicherlich richtig. Die treibende Kraft war eindeutig geldpolitische Divergenz: Die US-Notenbank strafft ihre lockere Geldpolitik, und die Europäische Zentralbank hält an der Niedrigzinspolitik fest und startet ihr Programm der quantitativen Lockerung. Aber inwieweit ist diese Divergenz bereits eingepreist? Die Antwort hängt davon ab, wie viele Menschen sich des Zinsspreads entweder nicht bewusst sind oder nicht glauben, dass der Abstand sehr groß werden wird.
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So hat etwa der französische Präsident François Hollande den Sturzflug des Euro freudig begrüßt: „Es macht Dinge schön und einfach: Ein Euro entspricht einem Dollar“, so Hollande beim Besuch eines Industrieunternehmens. Doch gerade, wenn Dinge „schön und einfach“ scheinen, sollten Investoren die gängige Meinung in Frage stellen. Es ist sicherlich die populärste Wette des Jahres 2015, auf einen starken Dollar und einen schwachen Euro zu setzen. Besteht demnach eine Chance, dass die Wechselkursentwicklung möglicherweise bereits überschießende Reaktionen (overshooting) zeigt?
In gewisser Hinsicht ist die gängige Erklärung für die Euro-Dollar-Kursbewegungen der jüngsten Zeit sicherlich richtig. Die treibende Kraft war eindeutig geldpolitische Divergenz: Die US-Notenbank strafft ihre lockere Geldpolitik, und die Europäische Zentralbank hält an der Niedrigzinspolitik fest und startet ihr Programm der quantitativen Lockerung. Aber inwieweit ist diese Divergenz bereits eingepreist? Die Antwort hängt davon ab, wie viele Menschen sich des Zinsspreads entweder nicht bewusst sind oder nicht glauben, dass der Abstand sehr groß werden wird.
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