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Der Schlüssel zur Lösung des Produktivitätsrätsels

CAMBRIDGE – In einem Vortrag aus dem Jahr 1996 unter dem Titel „Big Bills Left on the Sidewalk” (Große Scheine auf dem Bürgersteig) stellte der mittlerweile verstorbene Mancur Olson in eindringlicher Weise Folgendes fest: wenn eine Person aus einem armen Land – etwa aus Haiti - in ein reicheres Land wie die Vereinigten Staaten einwandert, wird sie dort sofort wesentlich produktiver und verdient weit mehr als zuvor in der Heimat. Diese Person hat sich nicht von heute auf morgen geändert, weswegen ihre Qualifikationen oder kulturellen Einstellungen die nunmehr verbesserte Situation nicht erklären können. Die Antwort muss vielmehr im neuen Umfeld der Person liegen.

Olson kam daher zu dem Schluss, dass viele (oder die meisten) Volkswirtschaften sozial nicht effizient funktionieren. Ein günstigeres institutionelles und soziales Umfeld und ein höherer Bestand an Vermögenswerten aus früheren Investitionen können die Produktivität einer Einzelperson und damit ihren Lebensstandard enorm verbessern.

Die Herausforderung, so hob Olson hervor, besteht darin, dass diese Einzelperson den Gesamtkontext, in dem sie lebt und arbeitet, nicht verändern kann, außer sie zieht woanders hin. Die zur Produktivitätssteigerung einer ganzen Volkswirtschaft notwendigen Verbesserungen erfordern koordiniertes, kollektives Handeln. Im Rahmen seiner eigenen Forschungen zur Logik des kollektiven Handelns ging Olson der Frage nach, warum das so schwer zu bewerkstelligen ist.

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