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Chinas konjunkturpolitische Paralyse

NEW HAVEN – Der Ökonom Min Zhu war einer der Ersten, der, Ende Juni bei einer Podiumsdiskussion des Weltwirtschaftsforums (WEF) in China, Chinas enttäuschende konjunkturpolitische Maßnahmen nach COVID andeutete. Als ehemaliger stellvertretender geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds und früherer stellvertretender Chef der chinesischen Volksbank (PBOC) ist Zhu kein unbedarfter Betrachter der chinesischen Wirtschaft und ihrer Rolle in der Welt. Er ist zudem einer meiner ältesten und klügsten Freunde in China, und ich habe gelernt, seine Ansichten sehr ernst zu nehmen.

Zhus Prognose erwies sich als korrekt. Trotz einer vielversprechenden Aufholphase nach dem abrupten Ende der Null-COVID-Politik ist Chinas wirtschaftliche Erholung in den letzten Monaten ins Stocken geraten. Viele hatten gehofft, die Regierung würde auf diesen Ausfall reagieren und wie gewöhnlich ein weiteres umfangreiches Konjunkturpaket auflegen. Doch eine Reihe von Verlautbarungen der PBOC, der chinesischen Börsenaufsicht (CSRC) und des Staatsrates Mitte August haben diese Hoffnungen zunichte gemacht.

Die PBOC lenkte die kurzfristigen Kreditzinsen nur marginal nach unten, während sich die CSRC auf die Verbesserung von Marktmechanismen konzentrierte, darunter längere Handelszeiten, die Senkung von Maklergebühren und die Unterstützung von Aktienrückkäufen. Der Staatsrat seinerseits mühte sich, das Gemetzel im Immobiliensektor zu bremsen, wo Country Garden Liquiditätsprobleme hat und Evergrande in den USA Gläubigerschutz beantragt hat.

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