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Amerikas isolationistische Grundeinstellung

BERKELEY – Donald Trumps „America First“-Politik wird weithin als Rückzug des Landes aus seiner globalen Führungsrolle betrachtet, der das Ende der von den USA nach dem Zweiten Weltkrieg geformten und aufrechterhaltenen multilateralen Ordnung einläutet. Diese Sicht hat eine Menge für sich. Zugleich stellt diese verstörende Kehrtwende einen Rückfall hin zu lange bestehenden US-amerikanischen Werten dar. Das Anerkenntnis, dass die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts die Ausnahme und nicht die Regel war, wirft verstörende Fragen über die Beschaffenheit der US-Führungsrolle und das Schicksal des Multilateralismus nach Trump auf.

Als rohstoffreiche kontinentale Volkswirtschaft, die von Europa und Asien durch die enormen Atlantischen und Pazifischen Ozeane getrennt ist, waren die USA schon immer der Versuchung des Isolationismus ausgesetzt. Thomas Jefferson sprach bekanntlich von „no entangling alliances“. Die Monroe-Doktrin des Jahres 1823 war nicht nur eine Geltendmachung der US-Dominanz in der westlichen Hemisphäre, sondern zugleich ein Bemühen, Amerika aus europäischen Kriegen herauszuhalten. Im 20. Jahrhundert traten die USA spät in den Ersten und Zweiten Weltkrieg ein, als längst klar war, was auf dem Spiel stand, und erst, nachdem sie durch deutsche U-Boot-Angriffe und den japanischen Überfall auf Pearl Harbor direkt herausgefordert wurden.

Darüber hinaus bemühten sich die USA lange, ihre Interessen im Ausland unilateral statt durch multilaterales Engagement voranzutreiben. Die Monroe-Doktrin ist ein Musterbeispiel hierfür. Amerikas Weigerung, nach dem Ersten Weltkrieg dem Völkerbund beizutreten, ist ein weiteres.

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