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Die USA und China sind engste Feinde

BERLIN – Es ist schon lange die Rede davon, dass die strategische Rivalität, die sich in den letzten Jahren zwischen den USA und China aufgebaut hat, eines Tages der Konfrontation Platz machen könnte. Dieser Moment ist nun gekommen. Willkommen im Kalten Krieg 2.0.

Das gängige Narrativ über den chinesisch-amerikanischen Konflikt besagt, dass sich dabei zwei klar unterschiedliche Systeme gegenüberstünden. Für die USA ist China eine Big-Data-Diktatur, die eine Million Uiguren in Konzentrationslagern gefangen hält, hart gegen Christen vorgeht, die Bürgerrechte beschränkt und die Umwelt zerstört, und die zugleich ihr Militär ausbaut und Amerikas Verbündete in der Region bedroht. Aus Sicht vieler Chinesen sind die USA ein Exponent des Interventionismus und Imperialismus, und der Handelskrieg der Trump-Regierung ist lediglich die Eröffnungssalve in einem größeren wirtschaftlichen, militärischen und ideologischen Wettstreit um die Vorherrschaft.

Doch damit zäumt man das Pferd vom Schwanze her auf. Die neue chinesisch-amerikanische Konfrontation wurzelt nicht in den Unterschieden zwischen beiden Ländern, sondern in ihrer zunehmenden Ähnlichkeit. China und Amerika waren einst das Yin und das Yang der Weltwirtschaft. Amerika spielte dabei die Rolle des Verbrauchers und China die des Herstellers. China kanalisierte seine Überschüsse jahrelang in den Kauf von US-Schatzanleihen, stützte auf diese Weise die amerikanische Verschwendungssucht und schmiedete eine symbiotische Verbindung, die der Historiker Niall Ferguson als „Chimerica“ bezeichnet hat.

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