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Löschung der Feuersbrunst der Souveränität

PARIS – Im Vorfeld des jüngsten G7-Gipfels in Biarritz beschrieb der französische Präsident Emmanuel Macron den Regenwald des Amazonasbeckens als „Lunge unseres Planeten“. Und weil der Erhalt des Regenwaldes für die ganze Welt wichtig sei, so Macron weiter, könne man dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro nicht gestatten, „alles zu zerstören“. Als Reaktion beschuldigte Bolsonaro Macron, ein „internes“ brasilianisches Problem zu instrumentalisieren, und erklärte, eine Diskussion des Sachverhalts durch die G7 in Abwesenheit der Länder der Amazonasregion sei ein Beleg für eine „unangebrachte koloniale Mentalität“.

Der Streit ist inzwischen weiter eskaliert, und Macron droht nun, das jüngst geschlossene Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Mercosur zu blockieren, sofern Brasilien – das größte Mitglied des lateinamerikanischen Handelsblocks – nicht mehr zum Schutz des Waldes tut.

Der Streit zwischen Macron und Bolsonaro beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen zwei wichtigen Trends der letzten Zeit: der zunehmenden Notwendigkeit gemeinschaftlichen globalen Handelns und den wachsenden Forderungen nach nationaler Souveränität. Weitere Konflikte zwischen diesen beiden Kräften sind unvermeidlich, und ob sie sich miteinander in Einklang bringen lassen oder nicht, wird das Schicksal unserer Welt entscheiden.

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