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Währung, Konflikt und Weltordnung

TORONTO – In dieser neuen Ära geopolitischer Umwälzungen erwarten Wirtschaftsführer, Politiker, Entscheidungsträger und Wissenschaftler eine stärker fragmentierte, multipolare Weltordnung, und viele von ihnen gehen von besonders folgenreichen Veränderungen im internationalen Währungssystem aus. Amerikas Pandemiepolitik und die umfassende Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine haben weit verbreitete Spekulationen über die Zukunft der Hegemonie des US-Dollars ausgelöst, und obwohl Warnungen vor dem Untergang des Greenback nicht neu sind, glauben einige Kommentatoren, dass es dieses Mal anders ist.

Es stimmt, dass die hohe Inflation, die wachsende Staatsverschuldung der USA und andere wichtige Entwicklungen in einem strategischen Umfeld stattfinden, das zunehmend an den Kalten Krieg erinnert. Die auffälligsten Parallelen sind die Rückkehr von Rivalitäten zwischen Großmächten und das Vertieftsein politischer Entscheidungsträger in Sicherheitsfragen, die nun Vorrang vor Wirtschaftlichkeit haben. Doch auch wenn die Priorität von Sicherheitsfragen eindeutig zur Neuordnung einiger Allianzen und Wirtschaftsbeziehungen führt, ist es unwahrscheinlich, dass diese Veränderungen in absehbarer Zeit zu einem multipolaren Währungssystem führen werden.

Das größte Problem des Narrativs über Fragmentierung und eine nicht aufzuhaltende Bewegung in Richtung Multipolarität ist seine Ungenauigkeit. Der Begriff „Multipolarität“ wird selten definiert, und selbst wenn, wird er ungenau verwendet. Außerdem sollte man nicht davon ausgehen, dass eine stärker gespaltene Welt automatisch einer multipolaren Welt Platz machen wird, insbesondere wenn es um Reservewährungen geht.

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