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Das Zeitalter der Mega-Bedrohungen

NEW YORK – Schwere Mega-Bedrohungen bedrohen unsere Zukunft – nicht nur unsere Arbeitsplätze, unser Einkommen, unseren Wohlstand und die Weltwirtschaft, sondern auch den relativen Frieden, den Wohlstand und den Fortschritt der letzten 75 Jahre. Viele dieser Bedrohungen waren in der blühenden Nachkriegszeit nicht einmal vorstellbar. Ich bin von den späten 1950er- bis zu den frühen 1980er-Jahren im Nahen Osten und in Europa aufgewachsen, und ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass der Klimawandel den Planeten zerstören könnte. Die meisten von uns hatten noch nicht einmal von dem Problem gehört. Die Treibhausgasemissionen waren noch relativ gering, verglichen mit dem, was sie bald sein würden.

Außerdem habe ich mir nach der amerikanisch-sowjetischen Entspannungspolitik und dem Besuch von US-Präsident Richard Nixon in China Anfang der 1970er-Jahre nie wirklich Sorgen über einen weiteren Krieg zwischen den Großmächten gemacht, schon gar nicht über einen Atomkrieg. Auch der Begriff „Pandemie“ kam mir nicht in den Sinn, da die letzte große Pandemie 1918 stattgefunden hatte. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass künstliche Intelligenz eines Tages die meisten Arbeitsplätze vernichten und den Homo sapiens überflüssig machen könnte, denn das waren die Jahre des langen „KI-Winters“.

Auch Begriffe wie „Deglobalisierung“ und „Handelskrieg“ hatten in dieser Zeit keine Bedeutung. Die Liberalisierung des Handels war seit der Weltwirtschaftskrise in vollem Gange und würde bald zur Hyperglobalisierung führen, die in den 1990er-Jahren begann. Schuldenkrisen stellten keine Bedrohung dar, denn die private und öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP war in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften und den Schwellenländern niedrig, und das Wachstum war robust. Niemand musste sich über die massive Anhäufung impliziter Schulden in Form von ungedeckten Verbindlichkeiten aus umlagefinanzierten Sozialversicherungs- und Gesundheitssystemen Sorgen machen. Das Angebot an jungen Arbeitskräften nahm zu, der Anteil älterer Menschen war nach wie vor gering, und die robuste, größtenteils ungehinderte Zuwanderung aus dem globalen Süden in den Norden würde den Arbeitsmarkt in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften weiterhin stützen.

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