Wie halten es die amerikanischen Wähler mit Außenpolitik?

Nach den Entscheidungen in Iowa und New Hampshire werden die amerikanischen Vorwahlen nun in weiteren Bundesstaaten fortgesetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schlichtweg unmöglich, vorherzusagen, wer bei den Demokraten und den Republikanern für das Präsidentenamt kandidieren wird, geschweige denn, wer 44. Präsident der Vereinigten Staaten werden wird. Es ist jedoch nicht zu früh, sich der Frage zu widmen, welchen Einfluss die amerikanische Außenpolitik auf den Wahlkampf ausübt und was uns das über die Weltsicht der Amerikaner sagt.  

Zur Überraschung vieler erfahrener Beobachter hat die Außenpolitik nur bescheidenen Einfluss auf die Wähler. Das kommt unerwartet, weil vor nur sechs Monaten der Krieg im Irak die politische Landschaft in Amerika dominierte. Obwohl das Thema Irak den Amerikanern noch immer sehr am Herzen liegt, hat es im Hinblick auf deren Wahlentscheidung an Bedeutung verloren. Teilweise deshalb, weil die amerikanischen Opferzahlen mit der offensichtlichen Verbesserung der Sicherheitslage im Irak merklich zurückgegangen sind. Aus diesem Grund nahm auch der öffentliche Druck ab, eine radikale strategische Änderung herbeizuführen. 

Weniger ausschlaggebend als noch vor einem Monat wurde der außenpolitische Faktor auch nach der kürzlich erfolgten Veröffentlichung des US-Geheimdienstberichtes über das iranische Atomprogramm, da sich damit auch die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs zwischen den USA und dem Iran verringerte. Die Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste, wonach der Iran sein Atomwaffenprogramm ausgesetzt hat – und, noch wichtiger, dass er von seinen groß angelegten Urananreicherungskapazitäten vermutlich noch Jahre entfernt ist – verschiebt auch jenen Tag, an dem ein US-Präsident oder eine Präsidentin eine Entscheidung darüber treffen muss, entweder mit einer Atommacht Iran zu leben oder sie anzugreifen. 

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