Neues nukleares Denken

WASHINGTON, D.C.: Abschreckung und Angst vor einem militärischen Erstschlag, den die andere Seite sofort mit einem Gegenschlag katastrophalen Ausmaßes beantwortet hätte, konnten über ein halbes Jahrhundert einen Nuklearkrieg verhindern. Dieses Konzept fand in dem Anti-Ballistic Missile (ABM) Vertrag von 1972 seine Festigung. Darin vereinbarten die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion ihre jeweilige Fähigkeit ballistischen Waffen der gegnerischen Seite abzuschiessen, auf ein Minimum zu belassen. Nachfolgende Abmachungen über Waffenkontrollen – so der SALT- wie auch der START-Vertrag – wurden in diesem Zusammenhang ausgehandelt und umgesetzt. Das Niveau und die Typen nuklearer Waffen wurden insoweit zugelassen und beschränkt, so dass sie nicht die grundsätzliche Realität gegenseitiger Verletzlichkeit herausgefordert hätten.

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