Die untätige Feuerwehr

WASHINGTON DC – Eine der Hauptaufgaben des IWF ist „den Mitgliedern durch die zeitweilige Bereitstellung [seiner] allgemeinen Ressourcen Vertrauen zu geben.” Allerdings sind die IWF-Mitglieder zunehmend mit Kapitalvolatilität konfrontiert und die Inanspruchnahme der Fondsressourcen weist einen drastischen Rückgang auf. Ironischerweise geschieht das zu einem Zeitpunkt, da der Fonds eigentlich Kredite vergeben sollte: Er schwimmt in Liquidität und hat beinahe keine anderen Einnahmequellen als die Rückzahlungen seiner Kredite.

Müsste der IWF den Standards des privaten Sektors gerecht werden, würde er ein neues Instrument schaffen, das möglichen Erfordernissen im Hinblick auf kurzfristige Liquidität entgegenkommt. Leider besteht dazu kein dringender Anlass. Bis vor einem Jahr gratulierte sich der IWF selbst dafür, dass ihm die Klienten abhanden kamen. Das Bild der untätigen Feuerwehr erschien erstrebenswert. Aber heute ist die Situation anders. Es brennt, aber keiner ruft die Feuerwehr. Nur Georgien bittet wenig überraschend um Hilfe.

Potenzielle Kreditnehmer haben massive Reserven akkumuliert und sie regional zusammengeführt, um sich selbst gegen Schocks und Spekulationskapital zu schützen. Das taten sie allerdings nicht auf Geheiß des IWF. Im Gegenteil: Die Akkumulation von Reserven über einen gewissen Schwellenwert bedeutet hohe Opportunitätskosten und legt eine notwendige Währungsaufwertung nahe. Die logische Schlussfolgerung lautet, dass potenzielle Kreditnehmer nicht so viele Importe aufnehmen, wie sie könnten und sich nicht im gewünschten  Ausmaß auf das multilaterale Zusammenfassen jener Reserven verlassen, die der Fonds nutzen soll, um seinen Mitgliedern „Vertrauen zu geben“.

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