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Der Kampf der EZB gegen das Zentralbankgeschäft

BERKELEY: Als die Europäische Zentralbank ihr Programm für den Ankauf von Staatsanleihen ankündigte, ließ sie die Finanzmärkte wissen, dass sie von der Idee überhaupt nicht angetan war, nicht voll dahinter stand und schnellstmöglich eine Umkehr dieser Politik einleiten würde. Tatsächlich verkündete die EZB ihre Ansicht, dass die Stabilisierung der Kurse von Staatsanleihen, die durch derartige Käufe herbeigeführt würde, nur vorläufiger Art sein würde.

Eine kontraproduktivere Weise, ein Programm zum Aufkauf von Anleihen umzusetzen, ist schwer vorstellbar. Indem sie von Anfang an klarstellte, dass sie der eigenen Politik nicht traute, garantierte die EZB praktisch deren Scheitern. Wenn ihr so offenkundig das Vertrauen in die Anleihen fehlte, die sie kaufte, warum sollten die Anleger dann anders denken?

Die EZB ist nach wie vor der Ansicht, dass die Finanzstabilität nicht Teil ihres Kerngeschäfts ist. Laut ihrem scheidenden Präsidenten Jean-Claude Trichet hat die EZB „nur eine Nadel auf [ihrem] Kompass, und das ist die Inflation.“ Die Weigerung der EZB, als Kreditgeber letzter Instanz zu agieren, erzwang die Schaffung einer Ersatzinstitution, der Europäischen Finanzstabilitätsfazilität. Aber an den Finanzmärkten weiß jeder, dass die EFSF für die Aufgabe nicht genügend Feuerkraft hat – und dass sie zudem eine nicht funktionierende Lenkungsstruktur hat.

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