ghosh65_ ISHARA S. KODIKARAAFP via Getty Images_sri lanka protest ISHARA S. KODIKARAAFP via Getty Images

Sri Lankas gefährliche Umschuldung

COLOMBO – Mehr als ein Jahr nachdem die Massenprotestbewegung Aragalaya Sri Lankas Präsidenten Gotabaya Rajapaksa und seinen Bruder, Premierminister Mahinda Rajapaksa, gestürzt hat, gehen die Menschen in Sri Lanka erneut auf die Straße.

Auslöser für das Wiederaufflammen der öffentlichen Unzufriedenheit ist die unlängst getroffene Vereinbarung über ein Hilfspaket zwischen dem Internationalen Währungsfonds und der Regierung von Präsident Ranil Wickremesinghe. Die Vereinbarung, mit der die anhaltende Zahlungsbilanzkrise des Landes bewältigt werden soll, stellt Sri Lanka weniger als drei Milliarden Dollar über vier Jahre zur Verfügung – ein winziger Bruchteil dessen, was das Land benötigt, um seinen Schuldendienst zu leisten, und nur ein Sechstel seiner Deviseneinnahmen, die sich im Jahr 2022 auf rund 18 Milliarden Dollar beliefen.

Im Gegenzug für diesen Notkredit stellte der IWF eine Reihe von Bedingungen, die die Lohn- und Lebenshaltungskostenkrise in Sri Lanka erheblich verschärft haben. Insbesondere die vorgeschriebene Umstellung auf Marktwechselkurse führte sofort zu einer drastischen Abwertung der Währung, die die Preise für importierte Kraftstoffe und Lebensmittel in die Höhe schnellen ließ und zu einem Anstieg der Stromtarife um 165% zwischen Juni 2022 und Februar 2023 beitrug.

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