Sind Chinas Banken die nächsten?

WASHINGTON, DC – Auf den ersten Blick sollten die jüngste Phase dysfunktionaler Politik in Amerika und die ständig aufflackernde und wieder abebbende Krise der Eurozone China eigentlich eine einmalige Chance bieten. Natürlich wird die Malaise in den Vereinigten Staaten und in Europa den chinesischen Exporten schaden, aber langfristig will China seine Wirtschaft ohnehin in Richtung Binnenkonsum ausrichten. Da die Tea Party innerhalb der  Republikanischen Partei Amerikas die Anleger aus dem Dollar vertreibt, kann das Interesse an dem Potenzial des chinesischen Renminbi als internationale Reservewährung nur noch steigen.

Diese Entwicklungen würden China dabei helfen, weitere Investoren anzulocken, die ihre Portfolios diversifizieren möchten. Chinesische Staatsanleihen würden zu einem bedeutenden globalen Vermögenswert aufsteigen und das sollte dem privaten Sektor Chinas Finanzierungen zu vernünftigen Konditionen verschaffen, während die Vormachtstellung der US-Notenbank Federal Reserve hinsichtlich der Bestimmung der weltweiten Geldpolitik wohl schwinden würde.  Der seit Jahrzehnten andauernde Übergang zu einer multipolaren Welt der Produktion könnte daher zu einer stärker multipolaren Welt der Währungen führen, mit dem Renminbi als bedeutendem Akteur.

Doch trotz seiner einzigartigen Entwicklung und der sich derzeit bietenden Vorteile weist China einen Schwachpunkt auf. Dieser ähnelt jenem, der den USA und Europa so viele Schwierigkeiten einbrachte: Großbanken, die einen Anreiz zur Unvorsichtigkeit haben. Chinas jüngste Schritte deuten darauf hin, dass man nun vielleicht ein paar Jahre lang stärker im Vordergrund stehen wird, doch die Ermutigung seiner Finanzinstitutionen zu globalen Aktivitäten wird  wahrscheinlich auch zu ernsthaften Schwierigkeiten führen.

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