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Europa gegen Russland absichern

BERLIN – Die Ukraine wird das Jahr 2023 mit Rückenwind beginnen. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sie den ersten Versuch Russlands, Kiew einzunehmen, abgewehrt, dann große Gebiete um Charkiw und Cherson zurückerobert und den Invasionstruppen schwere Verluste zugefügt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der gerade von der Tageszeitung Politico zur mächtigsten Person Europas gekürt wurde, gab sich für den Winter optimistisch und sagte voraus, dass die Ukrainer im nächsten Jahr „Frieden“ haben würden.

Doch wie der ehemalige polnische Außenminister Radek Sikorski betonte, ist ein Kompromiss, der Frieden ermöglicht, kaum vorstellbar. Wenn der russische Präsident Wladimir Putin will, dass die Ukraine „bündnisfrei“ bleibt, muss er sich aus dem gesamten ukrainischen Gebiet zurückziehen und damit seine Niederlage eingestehen. Doch das wäre für ihn ein persönliches Versagen. Ebenso wird Selenskyj wohl kaum in Erwägung ziehen, ukrainisches Territorium aufzugeben, wenn der Ukraine nicht auch die NATO-Mitgliedschaft angeboten wird. Da diese Szenarien unwahrscheinlich bleiben, gibt es allen Grund, einen langwierigen Konflikt zu erwarten.

Da die Aussicht auf einen russischen militärischen Sieg schwindet, konzentriert sich Putin darauf, die Einheit der westlichen Koalition zu brechen, die die Ukraine unterstützt und beliefert. Damit betreibt er in einen „Omnikonflikt“, der über das Schlachtfeld hinausgeht und eine mehrgleisige Offensive gegen die Europäische Union beinhaltet.

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