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Nationale Umnachtungen

LJUBLJANA: Wann immer der Gesellschaftsvertrag eines Landes zerbröselt, schafft das die Voraussetzungen für das Kursieren von Gerüchten und Absurditäten. Selbst wenn diese hanebüchen und offensichtlich unsinnig sind, können sie tief empfundenen Ängsten und Vorurteilen der Menschen Ausdruck verleihen.

So ist das heute in Russland, wo Sergei Markow, ein ehemaliger Berater von Präsident Wladimir Putin, gewarnt hat, dass die Ukraine „schwule Supersoldaten“ heranziehe, um Krieg gegen sein Land zu führen: „Militärtheoretiker und Historiker wissen, welche Armee in Griechenland die stärkste war, erinnert euch? Die Spartaner. Sie waren geeint durch eine homosexuelle Brüderschaft. Sie waren alle Homos. Das war die Politik ihrer Führung. Ich glaube, sie planen dasselbe für die Streitkräfte der Ukraine.“

Natürlich weist diese Mischung aus Schwulenfeindlichkeit, Geschichtsklitterung und von Marvel-Comics inspirierten Ideen über Supersoldaten darauf hin, dass Markow nicht daran interessiert ist, zu kritischem Denken und begründeter Analyse anzuregen. Doch egal: Zumindest bei einigen wichtigen Segmenten der russischen Gesellschaft stoßen derart idiotische Aussagen anscheinend auf Widerhall.

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