Die Neudefinition des IWF

Die Weltwirtschaft hat eine Zeit starken Wachstums hinter sich, in der auch grassierende Finanzkrisen ausgeblieben sind. Es besteht Grund zur Annahme, dass diese Entwicklung weiter anhält. Allerdings wurde dieser Optimismus in letzter Zeit erschüttert. Verantwortlich dafür waren Phänomene wie rasant steigende Ölpreise, Naturkatastrophen wie der Hurrikan Katrina und wachsende globale Ungleichgewichte – riesige Überschüsse in manchen Ländern, denen große Defizite in anderen Ländern gegenüberstehen. 

Die Realität der Globalisierung zeigt sich darin, wie einzelne Länder, aber auch die Weltwirtschaft insgesamt von diesen Problemen betroffen sind. Um einen Ausgleich zwischen dem enormen potenziellen Nutzen und den Risiken einer zunehmend integrierten Weltwirtschaft zu schaffen, benötigen Regierungen neue Instrumente und ein tieferes Verständnis der Kräfte, die hier am Werk sind. Für die ärmeren Entwicklungsländer sind die Herausforderungen sogar noch größer: Sie müssen den Anschluss an die globale Wirtschaft schaffen, um die Kluft zwischen ihnen und dem Rest der Welt zu überwinden und damit einen konkreten Nutzen für ihre ärmsten Bürger zu ziehen.

Der Internationale Währungsfonds wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um den Ländern zu helfen, jene wirtschaftspolitischen Irrtümer zu vermeiden, die zu dieser Tragödie beigetragen hatten. Mit dem Wandel der Weltwirtschaft während der letzten 60 Jahre ist auch der Verantwortungsbereich des Fonds gewachsen. Als ich mein Amt beim Weltwährungsfonds vor etwas mehr als einem Jahr antrat, war klar, dass die Anforderungen unserer Mitgliedsländer an den Fonds noch weiter wachsen werden.  Folglich initiierte ich eine Studie über die Rolle unserer Institution in der Weltwirtschaft, in der auch die nötigen Veränderungen dieser Rolle beleuchtet wurden. 

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