cb33b20046f86fa80beb6404_ms7542.jpg Margaret Scott

Wie man die Schuldensünder zügeln muss

MÜNCHEN – Die Länder der Eurozone haben sich nun darauf geeinigt, Griechenland in den nächsten drei Jahren günstige Kredite in Höhe von etwa 80 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, und hoffen, dass der Internationale Währungsfonds mindestens weitere 15 Milliarden Euro bereitstellt. Dennoch ist der Zinssatz, den Griechenland den Käufern seiner Staatsanleihen zahlen muss, auf ein Rekordniveau von über 9,5 % gestiegen – nahezu 6,5 Prozentpunkte über dem von Deutschland gezahlten Referenzsatz. Das bedeutet bei Griechenlands aktuellem Schuldenstand  von 273 Milliarden Euro etwa 18 Milliarden Euro pro Jahr an Mehrbelastung über das hinaus, was zu deutschen Zinskonditionen nötig gewesen wäre. Offenbar glauben die Märkte trotz der Hilfen, dass Griechenland seine Schulden nicht wird zurückzahlen können und dass der IMF schon jetzt auf einem Schuldenmoratorium beharren wird.

Griechenlands Leistungsbilanzdefizit liegt derzeit bei satten 13 % des Nettonationaleinkommens. Das heißt, dass jährlich 27 Milliarden Euro durch Kredite oder den Verkauf griechischer Vermögenswerte finanziert werden müssen. Da die internationalen Investoren nicht mehr bereit sind, dieses Defizit zu finanzieren, und sogar davor zurückschrecken die bestehenden griechischen Schulden umzuschulden, bleiben für eine Dauerlösung  der Misere  nur drei Möglichkeiten.

Die erste ist, dass die Europäische Union die erforderlichen Mittel dauerhaft zur Verfügung stellt und somit eine „Europäische Transferunion“ zugunsten der Defizitländer schafft, zu denen auch Portugal, Spanien, Irland und Italien zählen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass Griechenland eine Depression durchläuft, die seine Löhne und Preise senkt. Die dritte ist, dass Griechenland sich vom Euro trennt und seine Währung abwertet.

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