Putin - ein Mann, der es allen recht macht?

MOSKAU: Die Wahlkampf für die russischen Präsidentschaftswahlen war eine eher langweilige Angelegenheit. Ich wünschte, ich könnte sagen, daß es eine sehr spannende Sache war, jetzt, wo wir doch ein normales demokratisches Land sind, wo Politik alltäglich geworden ist und keine Sache mehr auf Leben und Tod. Aber Rußland bleibt noch immer ein anderes Land. Deshalb auch ist eine russische Wahl, die so vorauszusagen war wie zu Sowjet-Zeiten, höchst unwillkommen. Grundlegende Angelegenheiten bleiben ungelöst, harte Entscheidungen müssen getroffen werden. Wenn man das berücksichtigt, dann ist allgemeine Zustimmung nötig, und unsere demokratischen Wahlen haben sie nicht gebracht.

Die Wähler waren so gelangweilt, daß echte Befürchtungen aufkamen, ob das Minimum von 51% an gültigen Stimmen überhaupt zustande würde. Stimmenenthaltung hätte auf dieser Ebene die Wahlen wenigstens interessant gemacht. Ausserhalb Russlands war die Welt natürlich beeinflusst von unserer sogenannten Kampagne, wahrscheinlich, weil die russische Demokratie noch immer eine so extreme Neuerung ist.

Wie schon vor Monaten erwartet, gewann Vladimir Putin mit grossem Vorsprung. Es wird nicht länger der nur designierte Präsident sein. Anstelle dessen regiert Putin jetzt mit eigenem Recht. Aber was ist sein Mandat? Niemand weiss dies genau. Wie auch der generelle Tenor seiner Präsidentenschaft können Hinweise dafür in der Überlegung gefunden werden, warum der Putin'sche Stern so meteroitenhaft aufstieg.

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