khrushcheva169_ BRENDAN SMIALOWSKIAFP via Getty Images_putin Brendan Smialowski/AFP via Getty Images

Russlands brüchiger Staat

MOSKAU – Keine Entwicklung in der mittlerweile 23 Jahre währenden Amtszeit Wladimir Putins hat die Brüchigkeit seines Regimes so deutlich vor Augen geführt wie der gescheiterte Aufstand der Wagner-Gruppe am 24. Juni. Die Wagner-Söldner unter der Führung von Jewgeni Prigoschin haben die Autorität des Kremls dreist herausgefordert - und scheinen damit ungeschoren davongekommen zu sein. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat die strafrechtlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Aufstand eingestellt. Doch Putins Probleme enden nicht mit dem Fall Wagner.

Prigoschins Kämpfer wären nicht in der Lage gewesen, in weniger als einem Tag fast eintausend Kilometer auf russischem Territorium zurückzulegen, wären sie nicht von Mitgliedern aus Putins innerem Kreis oder dem Militär unterstützt worden. Es kursieren Gerüchte, wonach die milliardenschweren Brüder Juri und Michail Kowaltschuk eine Rolle gespielt haben könnten. Die Kowaltschuks, enge Vertraute Putins, teilen Berichten zufolge Prigoschins Überzeugung, dass Russland in diesem Krieg oder in der allgemeineren Konfrontation mit dem Westen nicht energisch genug vorgehe.

Ein weiterer möglicher Kollaborateur ist General Sergej Surowikin. Ebenso wie Prigoschin soll sich Surowikin für einen weitaus brutaleren Kriegseinsatz ausgesprochen haben, als Verteidigungsminister Sergej Schoigu ihn offenbar zu führen bereit ist. Seit dem Aufstand hat man Surowikin nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, und es heißt, dass er sich „eine Pause gönnt.”

https://prosyn.org/D93UJSXde