harrington27_MOHAMMED ABEDAFP via Getty Images_soup kitchen poverty Mohammed Abed/AFP via Getty Images

Das Risiko postpandemischer Instabilität

ATLANTA – Angesichts der Tatsache, dass Impfstoffe inzwischen Hoffnungen auf ein Ende der Pandemie aufkommen lassen, nimmt die Zahl der Prognosen über die Welt nach COVID schnell zu. Von Vorstellungen einer wirtschaftlichen Neuordnung bis hin zu Prognosen darüber, wie die Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit gestalten werden: Die Experten tun derzeit ihr Bestes, um aus den Entwicklungen, die das Virus in Gang gesetzt hat, Schlussfolgerungen für die weitere Entwicklung zu ziehen.

In den USA sind die meisten Prognostiker – ob an der Wall Street oder in Washington – auf die nahe Zukunft fixiert, d. h. auf die Wahrscheinlichkeit eines stärkeren Wirtschaftswachstums in den USA nach den Massenimpfungen (die mehr Konsumausgaben ermöglichen werden) und dem neuen Konjunkturpaket im Volumen von 1,9 Billionen Dollar. Glücklicherweise haben zwei Ökonomen des Internationalen Währungsfonds den vorherrschenden Konjunkturoptimismus nun um etwas mehr Ausgewogenheit ergänzt.

Philip Barrett und Sophia Chen bieten eine längerfristige Perspektive an und weisen darauf hin, dass die politischen Auswirkungen der Pandemie noch ausstehen. Wie sie und Nan Li in einem Blogpost Anfang Februar anmerkten, „strotzt die Geschichte nur so von Beispielen von Seuchenausbrüchen, die einen langen Schatten gesellschaftlicher Nachwirkungen warfen“. Im Allgemeinen zeigen sich die aus derartigen Massentragödien resultierenden gesellschaftlichen Narben erst nach Jahren, und es besteht kein Grund zu der Annahme, dass die Coronapandemie eine Ausnahme sein wird. Dem historischen Muster folgend, verdecken die heutigen Lockdowns, Mobilitätsbeschränkungen und krisenbedingten Zuschaustellungen nationaler Einheit die vollständigen Auswirkungen der Pandemie bisher lediglich.

https://prosyn.org/hLF81V3de