volunteers painting wall Jose Luis Pelaez Inc/Getty Images

Ein besserer Populismus

CHICAGO – Der wirtschaftliche Erfolg der freiheitlichen Demokratien während der Nachkriegszeit beruhte nicht allein darauf, dass man die Märkte erfolgreich machen ließ. Die USA und die europäischen Länder betteten sie zugleich in eine Struktur ein, die es den Menschen ermöglichte, in umfassender Weise von ihnen zu profitieren. Diese Struktur ist heute am Zusammenbrechen, was populistischen Führern auf der Linken wie der Rechten Auftrieb verleiht. Diese stellen zwar die richtigen Fragen, aber haben selten die richtigen Antworten. Vielleicht sollten sie es den Menschen stattdessen einfacher machen, eigene Lösungen zu entwickeln.

Warum ist die Nachkriegsstruktur am Zusammenbrechen? In der unmittelbaren Nachkriegszeit bereitete in den USA ein formidables System weiterführender Schulen die Schüler aufs Berufsleben oder das Studium an den weltbesten Universitäten vor. Sie traten mit den nötigen Fertigkeiten ins Berufsleben ein, um gute Arbeitsplätze zu bekommen. Hohes Wirtschaftswachstum und ein relativ geringes Maß an Regulierung ermutigten viele, eigene Unternehmen zu gründen. Eine flexible Arbeitsmarktpolitik ermöglichte es Arbeitnehmern, nach dem Verlust des Arbeitsplatzes rasch wieder eine neue Stelle zu finden. Wenn es mal Rezessionen gab, waren sie schwach und kurz.

Die hervorragende Vorbereitung der Amerikaner im „Marktvorfeld“ über das Bildungssystem und die vielen ihnen offenstehenden wirtschaftlichen Chancen erlaubten es den USA, mit einer relativ begrenzten sozialen Absicherung gegen die Schwankungen des Marktes auszukommen. Die Arbeitslosenversicherung war bescheiden, und eine Krankenversicherung hatten viele – selbst nach der Einführung von der US-Bundesregierung geförderter Versicherungsprogramme für Senioren und die ganz Armen in den 1960er Jahren – gar nicht.

https://prosyn.org/4KpIrQgde