Palmes Vermächtnis für 15 Jahre

STOCKHOLM: Olof Palme, Schwedens damaliger Premierminister, wurde am 28. Februar vor 15 Jahren ermordet. Sein Tod hat Millionen von Menschen überall auf der Welt schockiert. Der Mörder konnte bis heute nicht ermittelt werden, zumindest wurde bis heute niemand der Tat überführt. Dieses Verbrechen war ein Angriff nicht nur auf Palme, sondern auf die Demokratie selbst.

Als Mordopfer ist Palme gegenwärtig Teil der Geschichte. Doch Geschichte ist etwas, dass es frei zu analysieren gilt, und das nicht aufgrund von Ehrerbietung totgeschwiegen werden darf. Wenn wir uns also die Ermordung Palmes ins Gedächtnis rufen, sollten wir uns auch daran erinnern, was er geleistet hat und wofür er stand. Was ist beispielsweise Olof Palmes Hinterlassenschaft auf dem Gebiet der Außenpolitik?

Palme war ein starker und redegewandter Kritiker der USA und des Krieges in Vietnam. Er hat die sowjetische Unterdrückung in der Tschechoslowakei und auch die Morde General Pinochets in Chile scharf verurteilt. Aufgrund dieser Haltung wurde Palme häufig als ein unbeirrbarer Gegner von Gewaltherrschaften dargestellt. Doch diejenigen, die dies tatsächlich glauben, irren sich, da Palme es in der Tat systematisch abgelehnt hat, zahlreiche unterdrückende Regime zu kritisieren; er hat vielmehr einige der grausamsten Diktatoren in die Arme geschlossen, zumindest jedoch versucht, sie nicht zu beleidigen.

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