Palästinas Moment der Entscheidung

NICHT VOR DEM 10. JANUAR VERÖFFENTLICHEN

Der Sieg Mahmud Abbas' bei der Präsidentschaftswahl in Palästina stellt die palästinensische Führung vor eine große Herausforderung. Indem er Stunden nach dem Tod von Jassir Arafat zum Vorsitzenden des PLO-Führungsgremiums gewählt wurde, erhielt Abbas die Unterstützung der Organisation, die alle Palästinenser vertritt, auch die in der Diaspora. Seine Wahl zum Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde durch das Volk gibt Abbas die Legitimation der Basis, sein politisches Programm umzusetzen.

Dieses Programm ist dem Arafats zwar ähnlich, unterscheidet sich jedoch in Schlüsselfragen von diesem. Abbas (auch bekannt als Abu Mazen) kritisiert öffentlich und konsequent die von ihm als solche bezeichnete „Militarisierung der Intifada“. Sogar vor Arafats Tod vertrat Abbas den Standpunkt, dass der Gewalteinsatz durch militante Palästinenser die palästinensische Verhandlungsposition schwäche. Bei dieser Haltung blieb er während des gesamten Wahlkampfs und wies die Forderungen palästinensischer Hardliner-Gruppierungen zurück, er solle sich für seine vorhergehenden Äußerungen entschuldigen.

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