nadia murad FREDERICK FLORIN/AFP/Getty Images

Sexuelle Gewalt im Krieg kann verhindert werden

BERLIN/ZURICH – Der Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember an Denis Mukwege und Nadia Murad verliehen. Diese hat als Jesidin sexuelle Sklaverei durch den sogenannten Islamischen Staat in Syrien überlebt, jener als Arzt in der Demokratischen Republik Kongo sein Leben der Verteidigung von Opfern sexueller Gewalt gewidmet. Gemeinsam werden sie nun vom norwegischen Nobel-Komitee für ihre Bemühungen geehrt, den leider weit verbreiteten Einsatz von sexueller Gewalt als „Waffe in Krieg und bewaffnetem Konflikt“ zu beenden.

Beide sind zweifellos würdige Preisträger. Beide haben sehr viel getan, um das Auftreten von sexueller Gewalt in aller Art bewaffneter Konflikte im öffentlichen Bewusstsein einzuprägen. Doch kann diese Bewusstseinsbildung – und ihre Verstärkung durch das Nobel-Komitee - nur ein erster Schritt sein hin zur Ächtung und Beseitigung von sexueller Gewalt als Kriegsinstrument. Auf diesem Weg braucht die Welt nun konkrete Vorschläge, um künftig unvorstellbares Leid verhindern zu können.

Strafverfolgung wäre eine naheliegende Antwort, wenn nicht die Sorge bestünde, dass sie oft als Instrument der Abschreckung unwirksam und als eins der Bestrafung von Tätern zu träge ist. Größtmögliche Wirkung ist nur garantiert, wenn das Auftreten sexueller Gewalt im Krieg bereits während der Kampfhandlungen verhindert werden kann. Neue Forschungsergebnisse gewähren Einblicke in das Problem und können als Leitfaden für konkrete Vorschläge an die Politik dienen.

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