Neue Regeln für die New Economy

Wirtschaftlicher Fortschritt ist mehr als nur eine Frage des Marktes und technologischer Innovation. Verändern sich die Strukturen einer Volkswirtschaft, muss sich auch die Regierungspolitik ändern, andernfalls bleibt die wirtschaftliche Entwicklung stecken.

Man denke an die landwirtschaftliche Revolution in Großbritannien vor 1800, die eine unabdingbare Voraussetzung für die nachfolgende industrielle Revolution war. Durch die Aktivitäten der Einhegungsbewegung wurden die Rechte an öffentlichen Anbauflächen ausgelöscht, sodass die Landbesitzer (um den Preis großen Leides, wohlgemerkt) mit neuen, produktiveren Methoden in der Landwirtschaft experimentieren konnten. Hätte man damals die institutionellen Rahmenbedingungen und die Gesetze nicht geändert, wäre dieser wirtschaftliche Übergang nicht vonstatten gegangen.

Oder man werfe einen Blick auf die Vereinigten Staaten am Ende des 19. Jahrhunderts - auf den "Schmelztiegel, wo die Zukunft geschmiedet wurde", wie es Leo Trotzki formulierte. Ohne institutionelle und rechtliche Veränderungen als Grundlage für den wirtschaftlichen Umbau hätten Massenproduktion, große Konzerne, ein kontinentüberschreitender Markt und die Elektrizität ihren Siegeszug nicht antreten können. Durch die Priorität der Bundesgesetze vor den Gesetzen der einzelnen Staaten, konnte sich ein einheitlicher Markt bilden. Ohne neue gesetzliche Grundlagen hätte es keine Gesellschaften mit beschränkter Haftung gegeben (die notwendig waren, um das Kapital für Großunternehmungen aufzutreiben). Durch Antitrust-Gesetze wurde sichergestellt, dass die enormen Größenvorteile eines Großkonzernes nicht auf Kosten des Wettbewerbes gingen.

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