buruma145_Photo by Chen MengtongChina News ServiceVCG via Getty Images_cohen testimony Chen Mengtong/China News Service/VCG via Getty Images

Speichelleckerei beim eigenen Peiniger

NEW YORK – Der Auftritt des ehemaligen Anwalts und, nach eigener Beschreibung, „Ausputzers“ von US-Präsident Donald Trump vor dem Aufsichts- und Reformausschuss des Repräsentantenhauses war ein bemerkenswertes Spektakel. Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der von Trump angeheuert wurde, um sich wie ein Gangster zu verhalten. Und das tat er perfekt. Als The Daily Beast über von Trumps erster Frau Ivana gegen ihren Ehemann erhobene Vergewaltigungsvorwürfe berichten wollte, schnauzte Cohen den an der Story arbeitenden Journalisten an: „Ich warne dich, sei verdammt vorsichtig, denn was ich mit dir machen werde, ist verdammt eklig. Verstanden?“

Und dieser Journalist war mit Sicherheit nicht der einzige. Cohens Aufgabe bestand darin, jedem zu drohen, der seinem ehemaligen Chef in die Quere kam. Er belog Kongressausschüsse, bezahlte Prostituierte, damit sie über ihre Affären mit Trump den Mund hielten, und vieles mehr.

Inzwischen ist Cohen, der in Kürze eine dreijährige Haftstrafe antreten wird, was Mafiosi (und Trump) eine „Ratte“ nennen: Er hat ausgepackt. Bei seiner Aussage gegen seinen früheren Boss vor dem Kongress sah Cohen weder wie ein Gangster aus noch klang er so. Er erinnerte einen an einen ganz anderen Typus. Jeder, der schon mal Zeit auf dem Schulhof verbracht hat, wird ihn erkennen: den Schwächling, der mit dem angeberischen Schulhofschläger rumhängt und macht, was dieser ihm aufträgt, während er selber die ganze Zeit über gedemütigt wird. Mit seinem an einen geprügelten Hund erinnernden Blick und dem schlaffen Mund spielt Cohen diese Rolle absolut perfekt.

https://prosyn.org/mdgTRk4de