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Putins Geschichtsunterricht

MOSKAU – Im Mittelpunkt der russischen Außenpolitik steht eine revanchistische Agenda, die von dem Wunsch getrieben ist, angebliche historische Fehler zu korrigieren – und den Grund für den Krieg in der Ukraine liefert. Aber der russische Präsident Wladimir Putin scheint vergessen zu haben, dass die Neuschreibung der Geschichte im Interesse der Machthaber häufig nach hinten los geht und Widerstand hervorrufen kann.

Ein gutes Beispiel dafür sind die neuen russischen Geschichtsbücher für Zehnt- und Elftklässler. Verfasst wurden sie vom ehemaligen Kultusminister Wladimir Medinsky und von Anatoly Torkunow, dem Rektor des einst namhaften Instituts für Internationale Beziehungen (MGIMO). Sie loben die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine, spiegeln Russlands „neuen geschichtlichen Ansatz“ wider und betonen die Notwendigkeit, die verlorenen „historischen Territorien“ des Landes zurück zu gewinnen.

Aber Russlands revanchistische Wende reicht bereits vor den Februar 2022 zurück. Die staatliche Propaganda stellt das Land schon länger nicht mehr als Kolonialmacht dar, sondern als „besondere Zivilisation“, die ihre einmalige Essenz beibehalten muss und deren Untergang weltweites Chaos auslösen könnte.

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