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Die globalen Folgen des Krieges zwischen Israel und Hamas

WASHINGTON, DC – Der Krieg ist in den Nahen Osten zurückgekehrt. Fast einen Monat nach dem brutalen Amoklauf der Hamas-Miliz geht die militärische Vergeltung Israels mit einer verstärkten Bodenoffensive im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen weiter. Für Menschen, die in Israel leben oder dort Verwandte haben – mich eingeschlossen – ist dies eine sehr persönliche Krise. Gleichzeitig identifizieren sich viele Menschen auf der ganzen Welt mit den Tausenden von Palästinensern, die durch israelische Luftangriffe getötet wurden. Aber abgesehen von den persönlichen Verbindungen handelt es sich auch um eine geopolitische Krise, die in ihren globalen Auswirkungen möglicherweise noch tiefgreifender und weitreichender ist als der Krieg in der Ukraine.

Die unmittelbarsten Folgen werden im Nahen Osten zu spüren sein. Jahrelang hat sich der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu Illusionen hingegeben, die nun zerschlagen wurden. Die größte war die Erwartung, Israel könne seine Beziehungen zur arabischen Welt normalisieren, ohne sich mit der Palästinafrage zu befassen, von der er zu glauben schien, man könne sie einfach wegwünschen.

Jetzt ist diese Frage nicht mehr zu ignorieren. Unabhängig vom Ausgang seiner Offensive im Gazastreifen wird Israel ernsthaft in sich gehen und seine Strategie für den festgefahrenen Nahost-Friedensprozess völlig neu überdenken müssen. Saudi-Arabien, das kurz davor stand, seine Beziehungen zu Israel zu normalisieren, wird nun wahrscheinlich einige Zugeständnisse an die Palästinenser verlangen, bevor es weitere Schritte unternimmt, um nicht den Zorn seiner Bevölkerung und der gesamten muslimischen Welt auf sich zu ziehen.

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