Menschenrechte sind Gewerkschaftsrechte

Besteht ein Zusammenhang zwischen Menschenrechten und dem Einfluss der Gewerkschaften? Marschieren beide als Tandem um den Globus? Fast zwei Jahrhunderte lang war die Antwort beinahe immer ein unmissverständliches "Ja!". Auf jedem Kontinent, schien es so, als sei die zunehmende Organisation der Arbeitswelt ein untrügliches Zeichen für die Emanzipation des einfachen Volkes und den Untergang seiner Unterdrücker.

Heute leben wir in einer Zeit der globalisierten Menschenrechte. Kriegsverbrechern wird in Den Haag der Prozess gemacht. Die Rechte der Frauen stehen auf der sozialen und politischen Agenda im Nahen Osten. Von Burma bis Nigeria verfolgt die Welt mit großer Aufmerksamkeit die Redefreiheit von politischen Oppositionellen. Tausende von Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) stellen Verletzungen der Menschenrechte bloß und setzen sich für die sozialen, wirtschaftlichen und gesetzlichen Regelwerke ein, die denjenigen helfen sollen, die sich in den armen Ländern in den Fabriken plagen.

Es gibt weltweit über 182 spezielle, von Unternehmen und Industrieverbänden angenommene Arbeits- und Menschenrechtssatzungen. Angespornt durch Gruppen wie das Konsortium für Arbeitsrecht und die Initiative für Handelsethik haben einige Unternehmen versprochen, ausreichende Löhne zu bezahlen, Inspektoren in ihre Fabriken zu lassen und sogar, den Arbeitnehmern ein Mitbestimmungsrecht einzuräumen. Der Sportkonzern Reebok wirbt damit, dass seine Unternehmenssatzung "auf den Grundprinzipien" der UN-Menschenrechtsdeklaration beruhe. Das Unternehmen bringt seine Fußbälle und andere Artikel mit dem Etikett "Garantiert ohne Kinderarbeit hergestellt" auf den Markt.

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