haass159_ED JONESAFP via Getty Images_un general assembly ED JONES/AFP via Getty Images

Die neue Welt-Unordnung

NEW YORK: Es gibt einen alten sowjetischen Witz, in dem ein Journalist den Generalsekretär der Kommunistischen Partei um eine Bewertung der Wirtschaftslage des Landes bittet. „Gut“ lautet die kurze Antwort. Der Journalist bittet den Generalsekretär, das näher zu erläutern, damit er seine Story fertig schreiben kann. „In diesem Fall“, antwortet der Generalsekretär, „‚Nicht gut‘“.

So ziemlich dasselbe ließe sich heute über den Zustand der Welt sagen. Während derzeit viele globale Staats- und Regierungschef in New York auf der 78. Jahrestagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen versammelt sind – bemerkenswerte Ausnahmen sind der chinesische Präsident Xi Jinping, der russische Präsident Wladimir Putin, der britische Premierminister Rishi Sunak, der indische Premierminister Narendra Modi und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron –, gibt es Grund zur Besorgnis.

Die US-chinesische Beziehung – die womöglich wichtigste der gegenwärtigen Zeit – ist trotz des zuletzt vermehrten diplomatischen Austauschs in schlechtem Zustand. Ziel der USA ist es, dass die beiden wichtigen Mächte eine Grundlage für ihre bilateralen Beziehungen schaffen. Bestenfalls jedoch werden die beiden Regierungen in der Lage sein, eine Krise zu vermeiden. Das jedoch wird erschwert durch Chinas Weigerung, die direkten militärischen Kontakte wieder aufzunehmen und einen Kommunikationskanal für Krisensituationen zu schaffen. Selbst Optimisten erwarten nicht, dass beide einen Weg finden werden, um in naher Zukunft in bedeutsamer Weise bei dringenden regionalen oder globalen Herausforderungen zusammenarbeiten.

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