Donald Trump Jewel Samad/Getty Images

Wollen wir mächtige Staatenlenker?

CAMBRIDGE – Weltweit scheint sich ein Trend in Richtung eines verstärkten Autoritarismus breit zu machen. Wladimir Putin bedient sich erfolgreich des Nationalismus, um seine Kontrolle über Russland zu straffen und er scheint sich dabei großer Beliebtheit zu erfreuen. Xi Jinping ist Vorsitzender einer wachsenden Zahl maßgeblicher Ausschüsse der politischen Entscheidungsfindung und wird als Chinas mächtigster Staatschef seit Mao Zedong betrachtet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ersetzte kürzlich seinen Premierminister durch jemanden, der seinen Ambitionen zur Machtkonzentration wohlwollender gegenübersteht. Und einige Kommentatoren fürchten, dass Donald Trump, sollte er im November zum US-Präsidenten gewählt werden, sich als ein „amerikanischer Mussolini“ erweisen könnte.  

Machtmissbrauch ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Die Bibel erinnert uns, dass David nach seinem Sieg über Goliath und nachdem er König geworden war, Bathseba verführte und ihren Ehemann absichtlich in eine Schlacht schickte, die dessen sicheren Tod bedeutete. Zu Führungsstärke gehört auch Machtausübung und wie Lord Acton in berühmten Worten warnte: Macht korrumpiert. Doch ohne Macht -  also die Fähigkeit, andere dazu zu bringen, das zu tun, was man will – können Führungspersönlichkeiten nicht führen.  

Der Harvard-Psychologe David C. McClelland unterschied einst drei Gruppen von Menschen aufgrund ihrer Motivationen. Diejenigen, die danach streben, Dinge besser zu machen, weisen ein „Bedürfnis nach Leistung“ auf. Wem es vor allem um freundschaftliche Beziehungen zu anderen geht, hat ein „Bedürfnis nach sozialem Anschluss“. Und wer in erster Linie danach strebt, Einfluss auf andere zu entfalten, zeigt ein „Bedürfnis nach Macht“. 

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