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Sind wir von der „Polykrise" überwältigt?

DAVOS – In diesem Jahr war das Weltwirtschaftsforum in Davos noch anstrengender und verwirrender als sonst. Politiker sagen gerne, man müsse jede Krise nutzen. Aber selbst sie wirkten von einer Tagesordnung, mit der die volle Bandbreite unserer aktuellen „Polykrise“ abgedeckt werden sollte, wie erschlagen.

Das Problem ist nicht, dass jedes einzelne Problem schwieriger zu lösen wäre, weil es gleichzeitig noch so viele andere gibt. Das Problem ist, dass sich unsere heutigen Krisen gegenseitig verstärken und sich gegenseitig die Aufmerksamkeit wegnehmen. Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und des sich zuspitzenden Konflikts im Nahen Osten geben die Huthi-Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer der Weltwirtschaft Anlass zur Sorge. Dass eine Dürre in Mittelamerika – das Nebenprodukt zyklischer Wetterveränderungen und der dauerhaften Folgen des Klimawandels – gleichzeitig den Schiffsverkehr durch den Panamakanal behindert, macht die Sache nicht besser.

Im Gazastreifen werden die humanitären Folgen des Krieges von Tag zu Tag dramatischer und haben bis heute mehr als 25 000 Palästinenser das Leben gekostet. In Davos haben US-Vertreter und zahlreiche europäische und arabische Diplomaten in einer Diskussionsrunde nach der anderen ihre Vision skizziert, wie der Krieg durch regionale Integration und eine Zwei-Staaten-Lösung beendet werden könnte.

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