krueger47_ISHARA S. KODIKARAAFP via Getty Images_srilankapoverty Ishara S. Kodikara/AFP via Getty Images

Die Sinnlosigkeit bedingungsloser Schuldenhilfe

WASHINGTON, DC – Auch wenn die Pandemie weltweit für Aufruhr und Not gesorgt hat, hat sie die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMIC) besonders hart getroffen. Die Verfügbarkeit von Impfstoffen war in den LMIC weitaus eingeschränkter als in den reichen Ländern, und die für die Lagerung der wirksamsten Impfstoffe erforderlichen Kühleinrichtungen sind stark begrenzt. In vielen LMIC fehlt es an Gesundheitspersonal, die Einrichtungen zur Behandlung von COVID-19-Patienten sind unzureichend, und die öffentlichen Gesundheitssysteme sind schlecht organisiert, finanziert und verwaltet.

Die Schwierigkeiten sind zudem nicht nur auf den Gesundheitsbereich beschränkt. In vielen LMIC haben schlechte wirtschaftspolitische Entscheidungen zu Inflation, Haushaltsdefiziten, Zahlungsbilanzschwierigkeiten und hohen Schuldendienstverpflichtungen geführt. Einzelne Länder mit hohem Einkommen, internationale Finanzinstitutionen und Nichtregierungsorganisationen haben zwar einige Finanzmittel zur Verfügung gestellt, aber das war nicht genug.

Außerdem wären viele LMIC auch ohne die Pandemie in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Argentinien verhandelt seit Monaten mit dem Internationalen Währungsfonds, um Erleichterungen bei dringenden Schuldendienstverpflichtungen und Engpässen bei lebenswichtigen Importen zu erhalten. In der Türkei hat sich Präsident Recep Tayyip Erdoğan über den Konsens fast aller Ökonomen (ganz zu schweigen vom gesunden Menschenverstand) hinweggesetzt, indem er darauf bestand, dass hohe Zinssätze für die Inflation verantwortlich seien. Infolgedessen liegen die Zinssätze mehr als 16 Prozentpunkte unter der kürzlich gemeldeten Inflationsrate von 30 %, die Fremdwährungsschulden sind hoch und steigen, und der Anteil der in Armut lebenden Türken nimmt drastisch zu.

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