Europa sollte Anti-Dumping-Maßnahmen aufgeben

Stockholm: Der Schutz der europäischen Wirtschaft gegen unfaire internationale Handelspraktiken ist seit langem ein wesentliches Element der Außenhandelspolitik der Europäischen Union. Manche Politiker und führende Wirtschaftsvertreter haben beinahe schon einen Hang dazu entwickelt, die Europäische Kommission zur Einführung neuer Handelsschutzmmaßnahmen aufzurufen, wenn ihnen der Wettbewerb unfair erscheint. Aber wogegen schützen sich die Europäer und was sind überhaupt „unfaire“ Handelpraktiken? 

In Ermangelung internationaler Wettbewerbsregeln sind Handelsschutzmaßnahmen zur Verhinderung von Kampfpreisen und anderer wettbewerbsfeindlicher Aktivitäten die zweitbeste Wahl. Das bei weitem am häufigsten angewandte Instrument sind Anti-Dumping-Zölle, um Unternehmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, Beschränkungen aufzuerlegen. Aber mit der Anhebung von Zöllen steigen auch die Preise, wodurch es oftmals zu einem Wohlstandsverlust für die Gesellschaft insgesamt kommt. Dieser Aspekt wurde von Firmen, die nach handelspolitischem Schutz rufen, lange ignoriert. Neu ist allerdings, dass diese Firmen selbst womöglich nichts von diesen Schutzmaßnahmen haben.

Schon allein das Wort „Schutz“ schafft die Vorstellung von einem Nationalstaat, der mit dem Rest der Welt kommerziell ausschließlich über den traditionellen Handel verbunden ist. Aus der Sicht eines solchen Staates wären alle Importe rein ausländische Güter und handelspolitische Schutzmaßnahmen würden sich folglich nur gegen diese ausländischen Interessen richten.

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