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Ein besserer Ansatz zur Minderung von Handelsrisiken

MAILAND: Handel impliziert immer wechselseitige Abhängigkeit: Wenn beide Seiten vom Austausch von Waren und Dienstleistungen profitieren, verlieren beide, wenn die Geschäfte ausgesetzt werden. Bis vor relativ kurzer Zeit konzentrierte sich die Politik auf den Nutzen – die Effizienzsteigerungen und Chancen, die der Handel hervorbringt. Doch in einer Zeit sich verschärfender geopolitischer Konflikte rücken zunehmend die Risiken – insbesondere durch Lieferausfälle – in den Blickpunkt. Beispielhaft steht hierfür die jüngst von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagene Strategie zur Minderung von Handelsrisiken.

Das Problem bei der aktuellen Diskussion über die Verringerung von Handelsrisiken ist, dass sie dazu neigt, sich dem Thema von einer allgemeinen Warte aus zu nähern. Jedoch gehen von unterschiedlichen Arten von Handel sehr unterschiedliche Risiken aus. Ein nuancierterer Ansatz würde bei der Unterscheidung zwischen Gütern ansetzen, die die Wirtschaft zum Funktionieren braucht (z. B. Rohstoffen wie Erdgas oder Mineralien) und solchen, die gebraucht werden, um künftige Produktionskapazitäten zu errichten (z. B. Solarmodulen).

Eine relativ einfache Methode zur Risikominderung beim Handel mit Mineralien ist die strategische Bevorratung. Weil sich Mineralien im Allgemeinen problemlos lagern lassen, würde die Bevorratung – etwa mit dem Bedarf eines Jahres – nur so viel kosten wie die Zinsen auf die ursprüngliche Investition. Bei den aktuellen Zinssätzen etwa könnte die EU angesichts von Gesamteinfuhren im Wert von 120 Millionen Euro in 2021 ihren Jahresbedarf an seltenen Erden für unter fünf Millionen Euro jährlich lagern.

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