brexit protestors european union Simon Dawson/Getty Images

Die Demokratisierung des Brexits

ATHEN – Nun, da im Rahmen des bevorstehenden EU-Austritts des Vereinigten Königreichs Termine näherrücken und rote Linien nachgezogen werden, ist es für die Menschen in Großbritannien von entscheidender Bedeutung, die demokratische Kontrolle über einen intransparenten und haarsträubend irrationalen Prozess wiederzugewinnen. Die Frage dabei lautet: Wie?  

Die Demokratie kann niemals für sich beanspruchen, mehr als ein ständig in Arbeit befindliches Unterfangen zu sein. Kollektiv gefällte Entscheidungen müssen im Lichte neuer Erkenntnisse kontinuierlich neu bewertet werden. Doch unter den gegenwärtigen Umständen in Großbritannien wäre für die Demokratie in diesem Land nichts schädlicher, als das Thema Brexit mittels eines zweiten Referendums erneut abzuhandeln.

Beide Seiten – Befürworter und Gegner des Austritts – fühlen sich betrogen. Obwohl mit dem Brexit die Souveränität des Parlaments wiederhergestellt hätte werden sollen, hat das Parlament in Wirklichkeit kein echtes Mitspracherecht in diesem Prozess, der Großbritannien über die nächsten Jahrzehnte prägen wird. Die Schotten und die Menschen in Nordirland sind Geiseln eines zutiefst englischen Zerwürfnisses, das ihnen gravierenden Schaden zufügen könnte. Die Jungen haben das Gefühl, von den Alten um ihre Zukunft gebracht zu werden, während die Alten glauben, dass ihr Wissen und ihre berechtigten Sorgen von Insidern ignoriert werden, die hinter verschlossenen Türen im Namen ihrer Eigeninteressen schlechte Vereinbarungen aushandeln. Kurzum: die britische Demokratie fällt bei ihrer jüngsten und härtesten Prüfung durch.

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