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Epidemien und Wirtschaftspolitik

NEW YORK – Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus COVID-19 in China geht endlich zurück. In der übrigen Welt von Südkorea über den Iran bis Italien jedoch steigt sie. Egal wie sich die Epidemie entfaltet und selbst, wenn sie in Kürze weltweit unter Kontrolle gebracht wird, dürfte sie viel mehr wirtschaftlichen Schaden anrichten, als die politischen Entscheidungsträger zu realisieren scheinen.

Im Gefolge der globalen Finanzkrise von 2008 führten die Notenbanken die Reaktion an. Nun, da der COVID-19-Ausbruch die Wertschöpfungsketten stört und Ängste bei den Anlegern auslöst, scheinen einige zu glauben, dass sie es wieder tun könnten. Die US Federal Reserve hat die Zinsen bereits um einen halben Prozentpunkt gesenkt; dies ist ihre größte Zinssenkung in einem Schritt seit über einem Jahrzehnt. Doch schien der Schritt der Fed ohne weitere flankierende Maßnahmen die Märkte nur zusätzlich zu verwirren; schon Minuten nach der Zinssenkung setzte sich der Kursverfall fort.

Derartige Kursausschläge am Aktienmarkt sagen wenig über den tatsächlichen Zustand der Wirtschaft – d. h., der Welt der Waren und Dienstleistungen – aus. Vielmehr spiegeln sie Annahmen wider: nicht bloß, was Sie und ich glauben, sondern auch, was Sie und ich darüber glauben, was Sie und ich glauben. In diesem Sinne entwickeln sich Verluste an den Aktienmärkten häufig zu angstgetriebenen, sich selbst erfüllenden Prophezeiungen.

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