qian32_Kevin FrayerGetty Images_china covid Kevin Frayer/Getty Images

Der lange Schwanz der Null-COVID-Politik

SHANGHAI – Drei Jahre lang wurde die chinesische Null-COVID-Politik von der chinesischen und der internationalen Presse regelmäßig mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. In der ersten Phase der Pandemie galten Chinas massive Ressourcenmobilisierung und die strikte regionale Abriegelung als äußerst effektiv – ein Beweis für die Vorteile autokratischer Herrschaft. Als jedoch die Impfstoffe eintrafen und die westlichen Länder ihre normalen wirtschaftlichen Aktivitäten wieder aufnahmen, wurden Chinas anhaltende Restriktionen zu einer Quelle wachsender Besorgnis.

Als die Beschränkungen schließlich Ende 2022 aufgehoben wurden, ebbte die Berichterstattung in den Medien ab, und die offizielle chinesische Haltung war Schweigen. Gerade als das chinesische Volk begann, sich wirtschaftlich wieder zu erholen und die emotionalen Folgen der letzten drei Jahre zu verarbeiten, hörte die Welt auf, ihm Aufmerksamkeit zu schenken.

Aber das Vermächtnis der Null-COVID-Maßnahmen wird nicht so schnell vergessen werden. Drei Jahre lang war fast jede Stadt in irgendeiner Form abgeriegelt, und auf dem Höhepunkt der Maßnahmen waren bis zu 370 Millionen Menschen in ihren Häusern isoliert. Shanghai, das wirtschaftliche Zentrum Chinas, war eine der am stärksten betroffenen Städte. Als die Stadt 2022 für zwei Monate geschlossen wurde, befürchteten Ökonomen einen Rückgang des nationalen BIP um mehrere Prozentpunkte.

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