Das Kim/Kim Gipfeltreffen und seine Folgen

PHJÒNGJANG: Beginnt der letzte Gletscher des Kalten Krieges abzutauen? Das Gipfeltreffen zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und dem "Treuen Führer" Nordkoreas Kim Jong Il weckt auf beiden Seiten der koreanischen Halbinsel Hoffnungen, dass die 55 Jahre des heissen und des kalten Krieges zu Ende sein könnten. Da Korea der als weltweit am meisten hochgerüstete Krisenherd mit der Gefahr von Nuklearwaffen und einer nach wie vor hohen Raketenhochrüstung in Nordkorea geblieben ist, würde die ganze Welt von einer Entspannung profitieren. Um dies zu erreichen, müssen mehr als nur die beiden koreanischen Regierungen vorausschauend und verantwortlich handeln.

Kim Dae Jungs Besuch in Nordkorea bereitete Kim Jong Il die einzigartige Chance zu beweisen, dass Nordkorea aus seiner selbst auferlegten Isolation ausbricht. Durch das Händeschütteln und die Umarmungen des südkoreanischen Präsidenten konnte Kim Jong Il so dramatisch und wirksam zeigen, dass er wirklich bereit ist, im politischen und wirtschaftlichen Bereich einen Normalisierungsprozess zwischen den beiden Koreas zu beginnen. Tatsächlich zeigte die Herzlichkeit seines Empfanges der Welt, dass sich Nordkorea öffnet, und dem eigenen Volk, dass sich ihre Regierung zu wandeln beginnt

– wobei die Richtung noch unklar ist –, um in einer sich schnell globalisierenden Welt zu überleben. Kim Jong Ils Taten präsentieren ihn mit einem neuen Image als seriösen und verantwortlichen Staatsmann, anstelle des regelmäßig in Zeitungen abgebildeten finsteren Einsiedlers.

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