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Warum Putin Belarus fürchten sollte

MOSKAU – Präsident Alexander Lukaschenko regiert Belarus mit eiserner Faust seit 1994. In den letzten Monaten jedoch hat er beträchtlich an Kontrolle über das Land verloren, und nach der für den 9. August angesetzten Präsidentschaftswahl könnte er Geschichte sein. Das würde nicht nur Belarus erschüttern, sondern wäre auch für den russischen Präsidenten Wladimir Putin Anlass zu ernster Sorge.

Anfang 2020 noch schien Lukaschenko unantastbar. Die meisten Weißrussen glaubten, ihr diktatorischer Staatschef würde sich auf die gleiche korrupte Weise wie bei seinen früheren Siegen eine sechste Amtszeit sichern. Und selbst Lukaschenkos Gegner wurden plötzlich still, als er angesichts von Putins Plänen zur „Integration“ der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken die Souveränität von Belarus verteidigte.

Doch COVID-19 hat die Lage völlig verändert. Als Lukaschenko die Pandemie als „Unfug“ bezeichnete und regelmäßig Lügen über ihren Umfang und die Opferzahlen verkündete, begannen die von der Krise betroffenen Durchschnittsbürger, sich gegen ihn zu wenden. Besonders verübelten sie ihm den Druck der Behörden, ohne Gesichtsmasken oder Schutzhandschuhe an den Gedenkfeierlichkeiten für das Ende des Zweiten Weltkriegs teilzunehmen und sich in Unterschriftenlisten zur Unterstützung seiner Wiederwahl einzutragen.

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