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Der asiatische Gruselfilm

NEW YORK – Die Geschichte kann zu jedem gegebenen Zeitpunkt als Momentaufnahme verstanden werden, die uns zeigt, wo wir uns befinden oder als Film, der uns nicht nur vermittelt, wo wir stehen, sondern auch, wo wir waren und wohin wir uns möglicherweise bewegen. Das ist ein Unterschied von enormer Tragweite.

Man denke an Ostasien und den pazifischen Raum. Eine Momentaufnahme würde uns eine friedliche Region mit wachsenden Volkswirtschaften und soliden Allianzen zeigen. Ein Film wäre weit weniger anheimelnd. Es wäre möglich, dass wir auf diesen Moment dereinst als Zeitpunkt zurückblicken, an dem der wirtschaftlich erfolgreichste Teil der Welt auseinanderzubrechen begann.

Ein Grund dafür ist Nordkorea. Ein Krieg wurde abgewendet, aber nicht, weil Nordkorea irgendetwas getan hätte, um die Bedrohung durch seine Atomwaffen und ballistischen Raketen zu entschärfen, sondern weil die Administration unter US-Präsident Donald Trump ihren heftigen verbalen Äußerungen keine Taten folgen ließ. Tatsächlich ist die Bedrohung durch Nordkoreas Atomwaffen und Raketen noch gewachsen, seit Trump die Gipfeldiplomatie mit Kim Jong-un vor etwas mehr als einem Jahr in Gang setzte. 

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