Wie Asiens Arme im Stich gelassen werden

NEW YORK: Mehr als die Hälfte der asiatischen Bevölkerung – 1,8 Milliarden Menschen – leben von weniger als 2 Dollar pro Tag; mehr als 600 Millionen davon versuchen, mit weniger als 1 Dollar pro Tag zu überleben. Angesichts steil in die Höhe schießender Lebensmittelpreise sind die meisten der „Working Poor“ Asiens, die bereits bisher auf ausgebeutetem Land, in Sweatshops, auf der Straße und zu Hause schwer zu kämpfen hatten, der Gefahr weiterer Verelendung ausgesetzt.

Trotzdem hat die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) – eine Organisation, deren Auftrag die Armutsbekämpfung ist – im vergangenen Monat eine neue Unternehmensstrategie (ADB Long Term Strategic Framework 2008-2020) verabschiedet, deren Schweigen zur Bedeutung von Beschäftigung und sozialer Absicherung der Armen Böses ahnen lässt. Eine Handvoll einflussreicher ADB-Bürokraten mit hohen Gehältern, sicheren Pensionsansprüchen, umfassender Krankenversicherung, subventioniertem Wohnraum und abgesicherter Bildung für ihre Kinder hat anscheinend entschieden, dass die finanzielle Förderung subventionierter Wohnungsförderungs-, Gesundheits-, Ernährungs- und Kinderschutzprogramme keine Priorität ist. Ebenso wenig sehen sie eine Landreform, Arbeitsvermittlung oder Rentenansprüche für alle Asiaten als Priorität an.

Stattdessen haben diese Funktionäre entschieden, das ADB-Geschäft neu auf drei Bereiche zu auszurichten: gesamtwirtschaftliches Wachstum, ökologisch nachhaltiges Wachstum und regionale Integrierung – mit starker Betonung der Förderung des Privatsektors. Die lebenswichtige öffentliche Unterstützung im Bereich der sozialen Entwicklung gibt die ADB damit auf.

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