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Eine Schwarz-Weiß-Frage

NEW YORK – Am Nachmittag des 16. Juli schienen zwei Männer in ein vornehmes Haus in einer Nobelgegend von Cambridge, Massachusetts, einzubrechen. Nach telefonischer Alarmierung traf ein Polizist diensteifrig am Tatort ein. Er sah in dem Haus einen schwarzen Mann und forderte ihn auf, herauszukommen. Der Mann weigerte sich. Der Polizist verlangte von ihm, sich auszuweisen. Der Mann, der sich immer noch weigerte aus dem Haus zu kommen, sagte, er sei Professor in Harvard, zeigte seinen Ausweis und warnte den Polizisten, sich nicht mit ihm anzulegen. Er sagte etwas davon, dass man es in Amerika besonders auf schwarze Männer abgesehen hatte und bat den weißen Polizisten um Namen und Dienstnummer. Der Polizist, mittlerweile von mehreren Kollegen unterstützt, nahm den Professor wegen ungebührlichen Benehmens fest.   

Wir wissen heute, dass der Professor mit Hilfe seines Fahrers in sein eigenes Haus eingebrochen war, nachdem die Eingangstür geklemmt hatte. 

Ungewöhnlich war in diesem Fall nicht die Rigorosität des Polizisten. Die meisten Menschen in den USA wissen, dass die Polizei rasch sehr ungemütlich werden kann, wenn man sich ihren Anordnungen widersetzt. Die Tatsache, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen Schwarzen handelte, könnte den Polizisten bewogen haben, schneller als gewöhnlich zu den Handschellen zu greifen oder auch nicht. Auch das wäre noch nicht ungewöhnlich gewesen.

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