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Warum die Soziale Marktwirtschaft Erfolg hat

KÖLN – Die COVID-19-Pandemie hat die laufenden Debatten über die Zukunft des Kapitalismus und den zur Erfüllung der langfristigen Bedürfnisse der postpandemischen Welt geeignetsten wirtschaftspolitischen Rahmen intensiviert. Die entwickelten Länder werden natürlich ein starkes Wachstum brauchen, um den durch das Virus angerichteten wirtschaftlichen Schaden auszugleichen und den vom Klimawandel und ihren alternden Gesellschaften ausgehenden Herausforderungen zu begegnen. Jedoch verlangsamt sich seit Jahrzehnten überall in der entwickelten Welt das Wirtschaftswachstum, was Zweifel am Umgang mit diesen Herausforderungen aufkommen lässt.

Wie sollte man die Lücke zwischen tatsächlichem und erforderlichem Wachstum schließen? Sollten sich die entwickelten Länder weiterhin auf eine keynesianische Nachfragesteuerung konzentrieren und die Anhäufung von immer mehr Schulden riskieren? Oder sollten wir uns auf einen längerfristigen, regelgestützten Ansatz verlegen, der – wenn auch auf Kosten gewisser politischer Ermessensspielräume – Erwartungen verankert und Vertrauen schafft?

Dies sind inzwischen dringende Fragen, und doch werden sie nicht offen diskutiert. Im Verlauf der Pandemie war es bislang Konsens, dass die Regierungen eingreifen sollten, um durch fiskal- und geldpolitische Impulse die Gesamtnachfrage anzukurbeln. Doch während es eindeutig einer entschlossenen Krisenreaktion bedurfte, um im vergangenen Frühjahr eine wirtschaftliche „Todesspirale“ abzuwenden, wurde den Fallstricken der Nachfragesteuerung bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diese reichen von den Folgen enormer staatlicher Haushaltsdefizite bis hin zu potenzieller neuerlicher Inflation, nachlassendem Konjunkturoptimismus und der künftigen Steuerpolitik.

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