moyo23_Michael M. SantiagoGetty Images_us inflation Michael M. Santiago/Getty Images

Warum die Deglobalisierung die US-Inflation verschlimmert

NEW YORK – Heute wird weithin akzeptiert, dass die Deglobalisierung – Abbau des Welthandels, Entflechtung der Kapitalflüsse, neue Barrieren für Migration und abnehmender Einfluss multilateraler Institutionen – immer stärker wird. Noch nicht erkannt haben die Politiker aber, wie dies zur globalen Inflation beiträgt. Um die massiven Preiserhöhungen in den Griff zu bekommen, müssen sich die Federal Reserve und andere Zentralbanken an die Herausforderungen einer sich schnell deglobalisierenden Welt anpassen.

Die Globalisierung hat die Arbeits- und Produktionskosten verringert und so als deflationäre Kraft gedient. Entsprechend sind die Hauptmerkmale der Deglobalisierung – höhere Zölle und andere Handelsbarrieren sowie der Übergang von globalen zu regionalen Handelsflüssen – als Inflationstreiber bekannt. So überrascht es nicht, dass die Kernwareninflation in den Vereinigten Staaten stark gestiegen ist – von weniger als 2% Anfang 2021 auf 6% Mitte 2022.

Kürzlich habe ich argumentiert, die US-Inflation werde bald zurückgehen, da die US-amerikanische Volkswirtschaft bestens in der Lage sei, den Einfluss steigender Preise abzumildern. Aber wahrscheinlich wird die Deglobalisierung zum Inflationsdruck beitragen, indem sie die Betriebskosten der Unternehmen erhöht. Deshalb wird die US-Inflation wohl zukünftig höher liegen als die 1-2% des letzten Jahrzehnts und sich eher in der Nähe des Fed-Zielbereichs von 2% bewegen.

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