The Blinders of History

Ein verzerrter Blick auf die Gegenwart ist die schlechteste Methode, um sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Den Kampf gegen den internationalen Terrorismus als „Vierten Weltkrieg“ zu bezeichnen, wie dies der führende amerikanische Neokonservative Norman Podhoretz in seinem neuen Buch tut, ist in jeder Hinsicht bizarr.

Erstens stellt sich die Frage: Wo und wann fand der dritte Weltkrieg statt? Der Kalte Krieg war nie mit dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg zu vergleichen und zwar deshalb, weil aus dem kalten nie ein „heißer“ Krieg wurde. Natürlich zielt der Bezug auf einen „Weltkrieg“ darauf ab, eine gewisse Logik des „wir“ gegen „sie“ zu konstruieren. Angesichts der Komplexität und der vielen Strömungen, die innerhalb der muslimischen Welt bestehen, entspricht dies allerdings nicht dem Charakter der Herausforderung, vor die uns der radikale Islam stellt. In Wahrheit werden wir durch diese Militarisierung des Denkens daran gehindert, die richtigen Antworten zu finden, die ebenso politisch wie sicherheitsorientiert ausfallen müssen.

Wie immer ist auch hier die Wortwahl von Bedeutung, denn Worte können leicht als Waffen eingesetzt werden, die wie ein Bumerang auf diejenigen zurückfallen, die sie unangemessen verwenden. Falsche Analogien haben Amerika bereits das Desaster im Irak beschert, einem Land, das mit Deutschland oder Japan nach dem Zweiten Weltkrieg nichts gemeinsam hatte. Diese Parallele wurde von manchen in der Bush-Administration gezogen, um das Argument zu untermauern, wonach man der Demokratie in früheren Diktaturen durch Besatzung auf die Sprünge helfen kann.

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