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Der Renminbi im Realitätscheck

NEW YORK – Nach Jahren der Mutmaßungen und Fehlstarts scheint die Internationalisierung des Renminbis nun in vollem Gange zu sein. Am 29. März kündigten China und Brasilien Pläne an, den Handel nicht mehr in Dollar, sondern in ihren eigenen Währungen abzuwickeln. Am Tag davor schlossen die China National Offshore Oil Corporation und das französische Unternehmen TotalEnergies ihre erste auf Renminbi lautende Handelstransaktion über Flüssigerdgas ab. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte kürzlich, er wolle die chinesische Währung nicht nur im Handel mit China als Zahlungsmittel einsetzen, sondern auch im Handel mit anderen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika. Und Saudi-Arabien befindet sich seit letztem Jahr mit China in Gesprächen über die Möglichkeit, für manche Ölexporte Zahlungen in Renminbi zu akzeptieren.

Es ist kein Geheimnis, dass China den Renminbi als internationale Währung etablieren und sich von der globalen Vorherrschaft des US-Dollars lösen möchte. Obwohl dies häufig als geopolitischer Schachzug betrachtet wird, um China vor möglichen zukünftigen Wirtschaftssanktionen der USA zu schützen, wäre die Transformation des Renminbi in eine der weltweit führenden Verrechnungswährungen auch für die chinesische Wirtschaft von großem Vorteil. Außerdem würde eine derartige Vorgehensweise China vor einer Währungskrise schützen, weswegen auch andere Länder – darunter Indien und die ASEAN-Länder -  ebenfalls versuchen, ihre jeweiligen Währungen zu internationalisieren.

Die nachstehende Grafik, die auf laufenden Forschungen meiner Ko-Autoren und mir beruht, veranschaulicht den Fortschritt Chinas bei seinen Bemühungen, den Renminbi zu internationalisieren. Die rote Linie gibt den Anteil der auf Renminbi lautenden Exporte südkoreanischer Unternehmen am Gesamtausfuhrvolumen nach China zwischen 2006 und 2020 wieder und zeigt, dass der Anteil der chinesischen Währung von 0 Prozent aus der Zeit vor 2008 auf fast 6 Prozent im Jahr 2020 gestiegen ist. Im Oktober 2016 wurde der Renminbi in den Währungskorb für die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds aufgenommen. Damit gehört die chinesische Währung nun neben dem Dollar, dem Euro, dem Yen und dem britischem Pfund diesem exklusiven Klub an.

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